anderswie und anderswo – Handlungsperspektiven für die Hochschulpastoral

Herbsttagung der Hochschulseelsorgerinnen und -seelsorger, 10. bis 12. September 2024 in Ludwigshafen

Nachdenken über neue Wege

Hochschulpastoral hat sich seit jeher als Seismograph für neue religiöse Bedürfnisse in der Gesellschaft verstanden und zeigt sich oft als Experimentierfeld für neue Wege in der Pastoral. Allerdings macht sich seit geraumer Zeit bei vielen Hochschulseelsorgenden ein Gefühl breit, dass ein primär gemeindezentrierter Ansatz weder den Bedürfnissen der Menschen an den Hochschulen gerecht wird noch einem umfassenden Anspruch an eine Präsenz von Kirche an den Hochschulen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Sozialverhalten der Studierenden ebenso wie die Vertrauenskrise bei manchen Studierenden im Gefolge des Missbrauch Skandals tragen dazu bei, dass fast in allen Diözesen verstärkt über die Frage nach dem wie und wo von Hochschulpastoral nachgedacht wird.

Das Konzept der Anders-Orte als Reflexionshintergrund

Im Heinrich-Pesch-Haus in Ludwigshafen haben sich vom 10. bis 12. September gut 45 Hochschulseelsorgerinnen und -seelsorger mit verschiedenen Aspekten dieser Frage auseinandergesetzt. Als theoretischen Horizont, um die Herausforderungen, aber auch die Handlungsmöglichkeiten gründlich zu reflektieren, haben sie das theologische Konzept der „Anders-Orte“ des Münsteraner Pastoraltheologen Christian Bauer gewählt. Sehr gut erschlossen wurde dieses Konzept von dem Freiburger Nachwuchstheologen Andreas Feige, der nicht nur dessen Konzept und seine Genese dargestellt hat, sondern auch mit eigenen Impulsen die Hochschulseelsorgenden zum Nachdenken angeregt hat:  über die entscheidenden Kriterien in der Hochschulpastoral, nämlich das anderswie und das anderswo.

Lernen, innovativ zu denken

Zwischen den theologischen Reflexionen zu Beginn und zum Abschluss der Tagung war ein intensiver Tag der praktischen konzeptionellen Arbeit gestellt. Die Aachener Organisationsberaterin Ursula Hahmann stellte zunächst – an ökonomische Grundsätze angelehnt – Kriterien vor, die wichtig sind für die Entwicklung von neuen Handlungsansätzen oder die Orientierung auf neue Adressatengruppen. In einem zweiten Schritt waren die Teilnehmenden gefordert, anhand eines selbstgewählten praktischen Beispiels entlang dieser Kriterien eine konkrete Strategie zu entwickeln. Zwar stießen sich manche Teilnehmende an dem ökonomisch geprägten Zugang. Doch das spielerische Durchdenken von Szenarien weckte bei der Mehrzahl die Lust, daheim tatsächlich auf die Suche nach neuen Wegen zu gehen.

Kunst in der Stadt – ein Anders-Ort

Einen exemplarischen Anders-Ort hat am Mittwochabend die Mannheimer Hochschulseelsorgerin Kathrin Grein mit ihrer Streetart-Tour entlang von beeindruckenden Fassadenmalereien des städtischen Projektes Stadt.Wand.Kunst erschlossen – für viele ein Highlight der Tagung.

2025 in Magdeburg

Die Herbsttagung 2025 der Hochschulseelsorgenden findet vom 9. bis 11. September 2025 in Magdeburg statt. Sie setzt sich mit verschiedenen Aspekten des Themas Populismus und Kirche auseinander.

Bericht Dr. Lukas Rölli