Menschenfeindliche Haltungen in Gesellschaft und Veränderungen in Kirche – doppelte Herausforderung für die Hochschulseelsorge

Die gleiche Würde aller Menschen – sie wird zurzeit von vielen Kräften in unserer Gesellschaft infrage oder zumindest in die zweite Reihe gestellt, wenn es um die Zukunft unseres Landes geht. Wie können wir unsere Wahrnehmung dafür, wo diese Würde an den Hochschulen und in den Hochschulstädten verletzt wird, schärfen? Wie unser Verständnis für die Ursachen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit vertiefen? Mit diesen Fragen setzten sich gut 75 Delegierte und Gäste aus katholischen Hochschul- und Studierendengemeinden, Hochschulzentren, Organisationen und Bistumsleitungen auf der Mitgliederversammlung am 14./15. November in Stuttgart auseinander.

Dass jüdische und auch muslimische Studierende nicht nur an ihren Wohnorten sondern auch im Hochschulraum zunehmend Anfeindungen bis hin zu physischer Gewalt begegnen, ist eine traurige Tatsache, vor der wir als Christ*innen nicht die Augen verschließen dürfen. Es war deshalb besonders wichtig, dass an den Austauschgesprächen auch eine Vertreterin des Rates muslimischer Studierender und Akademiker (RAMSA) und einer der Vorsitzenden der Jüdischen Studierendenunion (JSUD) mitgewirkt haben. Das an die Mitgliederversammlung anschließende Qualifizierungstreffen für ehren- und hauptamtliche Engagierte in den Hochschul- und Studierendengemeinden vermittelte praxisnahe Impulse, wie eine Auseinandersetzung mit demokratie- und menschenfeindlichen Positionen möglich ist.

Von Projekten zur Integration ausländischer Studierender über Möglichkeiten der interreligiösen Zusammenarbeit und die Herausforderungen in diesem Feld nach dem 7. Oktober 2023 bis hin zu den kirchlichen und pastoralen Transformationsprozessen in den Bistümern reichte das Spektrum, mit dem sich die Vertreter*innen von bundesweit gut 40 Einrichtungen und Organisationen im offenen Forum zu Beginn der Mitgliederversammlung beschäftigten. Parallel dazu trafen sich die Verantwortlichen für Hochschulpastoral in den Bistumsverwaltungen zum Austausch über die pastoralen Entwicklungen und die Zusammenarbeit mit dem Begabtenförderungswerk Cusanuswerk.

Als Vertreter des Ortsbistums Rottenburg-Stuttgart besuchte Weihbischof Matthäus Karrer die Mitgliederversammlung. Als Leiter der Hauptabteilung Pastorale Konzeption brachte er sehr konkrete Impulse mit Blick auf die pastoralen Veränderungsprozesse in den Gesprächsaustausch mit dem Hauptausschuss des Bundesverbandes ein. Am Abend feierte er gemeinsam mit allen Delegierten einen Gottesdienst.

Die Mitgliederversammlung beschloss am Samstag eine Erklärung zum Umgang mit Rechtsextremismus. Sie benennt die Auseinandersetzung mit demokratiefeindlichen und menschenfeindlichen Tendenzen in der Gesellschaft als eine wichtige Aufgabe für Kirche und Christ*innen an Hochschulen und in Hochschulstäden an (vgl. die weiteren Berichte unter Aktuelles).
Der Hauptausschuss informierte über die gravierende Kürzung der Zuwendungen der Bischofskonferenz, die ab 2027 um einen Drittel zurückgehen sollen. Er wird im kommenden Jahr eine Arbeitsgruppe einsetzen, die sich mit den Auswirkungen dieser Kürzungen für die Arbeit der Geschäftsstelle, aber auch für die Gestaltung der partizipativen Struktur des Bundesverbandes und die Priorisierung seiner Aufgaben befassen wird.
Die Hochschulseelsorger*innen im Bundesverband verabschiedeten die Überarbeitung des Gutachtenformulars für die Gespräche mit Bewerber*innen für die Studienförderung des Cusanuswerks. Zudem bekräftigte die Versammlung, dass ihre Treffen weiter nach einem Rotationsgrundsatz in gut erreichbaren Städten in einem bundeszentralen Raum stattfinden.

In den Wahlen wurden Klaus Große-Rhode (KHG Wuppertal), Hanna Hartmann (KHG Bielefeld), Celine Holz (KSHG Münster), Sarah Kopetz (AGT, Münster), Sofia Meyer (KSG Kiel), Georg Seelmann (KHG Freiburg), Abier Yeldu (KHG Dortmund) neu in den Hauptausschuss gewählt. Innerhalb des Hauptausschusses wurden Peter Bernards (Erzbistum Köln), Hanna Hartmann (KHG Bielefeld), Edda Reis (KSHG Münster) und Tirza Wigand (KHG Göttingen) für ein Jahr in den Vorsitz gewählt.

Bericht: Dr. Lukas Rölli