Foto einer Person in grüner Jacke von hinten

„Wann ist ein Mann ein Mann?“ – Theologischer Impulsabend zu christlichen Männerbildern

„Wann ist ein Mann ein Mann?“ – diese berühmte Liedzeile von Herbert Grönemeyer diente als Fragestellung für einen ebenso nachdenklichen wie inspirierenden digitalen Themenabend, zu dem der Ausschuss FLINTA* eingeladen hatte. Rund 20 Interessierte folgten der Einladung, um sich gemeinsam mit dem Theologen Paul Draganoff mit der Frage auseinanderzusetzen, welche Bilder von Männlichkeit und Menschsein aus christlicher Perspektive denkbar sind – und was diese für unsere Gegenwart bedeuten.

Im Zentrum des Abends stand ein spannender Vortrag von Draganoff, der sich mit der Frage beschäftigte, wie sich christliche Menschenbilder – insbesondere Männerbilder – aus der Christologie, also dem theologischen Nachdenken über Jesus Christus, ableiten lassen. Dabei betonte er: Das in Jesus offenbarte Menschsein sei zutiefst relational – also geprägt von Beziehung, Verletzlichkeit und gegenseitiger Zuwendung – und stehe damit im starken Kontrast zu weit verbreiteten Vorstellungen von „starker“ oder dominanter Männlichkeit.

„In Jesus begegnet uns ein Menschsein-in-Beziehung – nicht ein Machthaber, sondern ein Liebender.“
Paul Draganoff

Diese theologische Perspektive lud die Teilnehmenden ein, eigene Vorstellungen von Männlichkeit kritisch zu hinterfragen: Welche Rollenmuster prägen unsere Gesellschaft – auch in kirchlichen Strukturen? Wo zeigen sich heute noch toxische Männlichkeitsbilder, etwa in Machtansprüchen, Abgrenzung oder emotionaler Verschlossenheit? Und was hat das mit unserem Gottesbild zu tun?

Die Beziehung als zentralen Ort göttlicher Erfahrung

Im zweiten Teil des Abends wurde es noch persönlicher: Aufbauend auf den Impuls diskutierten die Teilnehmenden in offener Atmosphäre über die Theologie der Beziehung nach Carter Heyward, einer feministischen Theologin, die Beziehung als zentralen Ort göttlicher Erfahrung versteht. Diese Perspektive eröffnete neue Denk- und Erfahrungsräume, in denen nicht Stärke, Unnahbarkeit oder Überlegenheit als männlich gelten, sondern Empathie, Verantwortungsbewusstsein und gegenseitige Verbundenheit.

Der digitale Abend war damit nicht nur ein theologischer Input, sondern auch ein Raum für ehrliche Fragen, neue Sichtweisen und lebendigen Austausch. Der FLINTA*-Ausschuss bot mit dieser Veranstaltung einen wichtigen Beitrag zu einem aktuellen gesellschaftlichen Diskurs – und eröffnete Wege, wie Kirche und Glaube zur Reflexion und Heilung einengender Rollenbilder beitragen können.